BERLIN — Von 12 Wahlkreisen gingen 2021 vier Direktmandate in der Hauptstadt an die SPD, drei an jeweils die Grünen und die CDU und zwei an die Linke. Der Lauf zur Wahlurne ist diesmal besser abgestimmt. Der Berlin Marathon ist für den 21. September geplant, die Bundestagswahl den Sonntag drauf.
Die SPD
Bei den Genossen geht die Angst um. Aus sechs Mandaten könnten drei oder vier werden, wenn nicht noch die Wende passiert. Direkt wäre kaum noch etwas zu holen.
Dafür wird mit Cansel Kiziltepe, die zwischendurch Senatorin geworden ist, ein Platz frei. Ana-Maria Trăsnea, rückte nach der ersten Berlin-Wahl für Kiziltepe nach. Wegen der Wiederholungswahl flog sie wieder raus, wird dafür diesmal einen neuen Anlauf wagen — wahrscheinlich auf Listenplatz vier.
Bei der Listenaufstellung gab es 2021 einen epischen Kampf zwischen Michael Müller und Kevin Kühnert um Platz eins, den Müller als Ex-Regierender für sich entschied. Das wird nicht noch einmal gelingen, jetzt ist er gegen den Generalsekretär nur noch einfacher Abgeordneter.
Dazwischen dürfte sich die aktuell einzige Frau im Parlament einsortieren, Annika Klose. Da es das mit den (halbwegs) sicheren Plätzen struggle, gibt es einen Mehrfachkampf und strittige Kandidaturen um den dritten Platz. Für Hakan Demir, Helmut Kleebank und Ruppert Stüwe geht es um die Existenz im Parlament.
Raed Saleh bleibt im Abgeordnetenhaus, Franziska Giffey auch, die neue Landesparteichefin Nicola Böcker-Giannini tritt wahrscheinlich auch nicht im Bund an.
Die CDU
Die Christdemokraten können wegen eines Datenlecks frühestens ab dem 2. September mit dem Aufstellungsverfahren beginnen. Ottilie Klein, Jan-Marco Luczak und Mario Czaja wollen erneut kandidieren.
Die Dienstälteste Monika Grütters hört wahrscheinlich auf. Ihrem Wahlkreisbüro in Reinickendorf hat sie bereits gekündigt und ihre Mitgliedschaft nach Charlottenburg-Wilmersdorf verlegt. Damit würde der Platz an der Spitze frei werden — die Berliner Generalsekretärin Ottilie Klein könnte auf die Pole-Place.
In Reinickendorf könnte Burkard Dregger auf Grütters folgen, in Lichtenberg dürfte Danny Freymark kandidieren — beide kommen aus dem Abgeordnetenhaus. Unsicher ist noch die Lage in Steglitz-Zehlendorf um Thomas Heilmann. Sollte er nochmal antreten, könnte es zu einem Duell mit Adrian Grasse kommen. Grasse wird vom Kreisvorstand unterstützt.
Die GRÜNEN
Sie gewannen 2021 drei Direktmandate mit Hanna Steinmüller in Mitte, Stefan Gelbhaar in Pankow und Canan Bayram in Kreuzberg. Steinmüller möchte 2025 ihr Mandat verteidigen. Bayram will nicht mehr antreten, wie es in der Partei heißt. Nachrücken könnte die Parteilinke Katrin Schmidberger, die in dem früheren Ströbele-Wahlkreis auch 2025 mit einem Direktmandat rechnen kann.
Renate Künast wird in ihrem Wahlkreis nicht mehr antreten. Dort haben sich Moritz Heuberger und Juliana Wimmer auf die Kandidatur beworben — am 12. Oktober ist die Nominierung.
Lisa Paus tritt wieder an und dürfte erneut den ersten Listenplatz einnehmen. Andreas Audretsch werden Ambitionen auf den zweiten Platz nachgesagt, den sich 2021 Gelbhaar sicherte. Über die Liste entscheidet die Partei erst im März. Offen ist, ob Nina Stahr wieder kandidieren will. Sie ist seit Ende 2023 Landesvorsitzende. Ihr Bundestagsmandat hat sie nach der Wahlwiederholung verloren.
Die FDP
Die beiden Bundestagsabgeordneten Christoph Meyer und Daniela Kluckert wollen beide wieder kandidieren. Wie beim letzten Mal kommt Landeschef Meyer wieder auf Listenplatz eins und Kluckert auf den zweiten. Wer danach folgt, ist noch unsicher.
Lars Lindemann wird nicht nochmal kandidieren. Er hatte es 2021 erst in den Bundestag geschafft und musste nach der Teil-Wahlwiederholung 2023 seine Koffer packen.
Die AfD
Die Rechten haben aktuell drei Abgeordnete im Bundestag. Beatrix von Storch und Gottfried Curio werden im nächsten Jahr voraussichtlich wieder antreten. Götz Frömming wird diesmal für Brandenburg antreten. An seiner Stelle wird Ronald Gläser als möglicher Kandidat gehandelt.
Die LINKE
Eine Landesliste kommt erst im Februar, eventuell wird mehr während des Bundesparteitages im Oktober bekannt. Gregor Gysi sei sehr motiviert, sagte ein Sprecher. Die Spitzenreiterin von 2021 und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau hat sich noch nicht entschieden.
Ex-Parteivorsitzende Gesine Lötzsch kandidiert nach sechsmaligem Direktmandat nicht erneut. Grund: Die Parteiführung habe treue Wähler zugunsten neuer Wählergruppen vernachlässigt.
Das BSW
Die neue Partei von Sahra Wagenknecht hat erst seit dem 14. Juli einen Landesverband. Kandidaten stehen noch nicht fest.